![]() Gunhild Klöckner, geb. Hartung, wird am 21.1.1934 in Köln geboren. Sie wächst in einem NS-begeisterten Elternhaus in Köln-Mauenheim auf. Ihr Vater Rudolf Hartung ist als Amtsleiter der NS-Volksgesundheit im Gau Köln Aachen führender NS-Ärztefunktion in Köln. Die Erziehung der fünf Kinder ist hochgradig ideologisch aufgeladen. Fanatische antisemitische Hasstiraden und familiäre Flaggenappelle prägen den Alltag. Die Eltern verkehren in hohen Parteikreisen. Das Mädchen leidet unter der gefühlskalten, kinderfeindlichen Atmosphäre im Elternhaus. Gunhild Klöckner besucht von 1940 bis 1943 die Volksschule in Köln-Merheim. Sie erlebt die zunehmenden Bombenangriffe als schockierende Lebensbedrohung, besonders weil die Familie ihr keinen Trost spendet. Die Evakuierung der Familie nach Bergisch-Gladbach 1943 verschafft ihr eine gewisse Erleichterung. Ab Oktober 1944 besucht Gunhild eine Reichsschule der SS, die aus den besetzten Niederlanden an den Bodensee (Reichenau) evakuiert wird. Erschüttert hört Gunhild von dem Selbstmord Hitlers. Im Mai 1945 räumen französische Besatzungstruppen die Schule. Nachdem Gunhild einige Monate bei einer Bauernfamilie am Bodensee untergebracht ist, kehrt sie zurück nach Bergisch Gladbach. Die Familie lebt – vom inhaftierten Vater abgesehen – nach Kriegsende dort wieder vereint. Rudolf Hartung wird 1948 aus der Haft entlassen. 1951 erhält er seine Wiederzulassung zum Kassenarzt. Die Familie zieht erneut nach Köln-Mauenheim in das alte Wohnhaus. Die Eltern halten strikt an ihrer Weltanschauung fest und verkehren weiterhin im Kreis „alter Kameraden“. Auf dem Gymnasium beginnt ein langwieriger Prozess der Distanzierung vom Elternhaus, der Gunhilds gesamten Leben prägt. Durch den Einfluss ihres Ehemannes und der Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe von Opfer- und Täterkindern begreift sie das ganze Ausmaß ihrer Traumatisierungen. Sie setzt sich bis heute aktiv mit ihren persönlichen Verletzungen und den Verbrechen der NS-Zeit auseinander. Gunhild Klöckner lebt heute (2008) in Bonn. |
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