

Antisemitische Agitation in Köln, 1. April 1933

|
|
Der Boykott am 1. April 1933
Reichsweite Aktion gegen jüdische Geschäfte
Am 1. April 1933 fand die erste zentral geplante und reichsweit ausgeführte antijüdische Aktion nach der Machtergreifung der Nazis statt. Die Nationalsozialisten riefen zum Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Anwälte auf.
Vorgeblicher Anlass war die angebliche jüdische "Gräuelpropaganda" und eine angebliche jüdische Kriegserklärung gegen Deutschland.
Am Tag des Boykotts stellten sich SA, Hitlerjugend und Stahlhelm vor die Geschäfte und hinderten die Kunden am Einkauf. Die nicht-jüdische deutsche Bevölkerung protestierte kaum gegen die Diskriminierungen der Nazis, in manchen Städten und auf dem Land kam es zusätzlich zu Plünderungen und Übergriffen gegen die jüdische Bevölkerung.
Das Ausland reagierte entsetzt auf die Vorfälle und drohte mit dem Boykott deutscher Waren. Da in Deutschland noch immer eine hohe Arbeitslosigkeit herrschte, befürchteten die Nazis negative Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft. Obwohl der Boykott ursprünglich auf unbestimmte Zeit geplant war, beendeten ihn die Nazis einige Tage später.
Der 1. April 1933 war der Beginn staatlich genehmigter und organisierter Ausgrenzung und Verfolgung der deutschen Juden.
Auch in Köln kam es am 1. April zu antisemitischen Ausschreitungen. Um 10 Uhr begann der Boykott der Geschäfte. Wachposten von SA und Hitlerjugend bezogen vor den Geschäften Stellung und versuchten, Käufer einzuschüchtern. Jüdische Geschäftsleute trieb man durch die Straßen, wobei sie demütigende Transparente tragen mussten.
Jüdische Richter und Rechtsanwälte wurden bereits am 31. März aus dem Gerichtsgebäude Reichenspergerplatz gezerrt und auf Müllwagen durch die Straße gefahren.
Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 401 NS-Dokumentationszentrum: Köln im Nationalsozialismus, S. 92 f.
|