Schwere Unruhen in Berlin anlässlich eines Streiks der Straßenbahner im Dezember 1932 (kolorierte Fotographie)

  

Weimarer Republik (Politische Radikalisierung)

Gegen Ende der Weimarer Republik kam es häufig zu politischen Kämpfen und Straßenschlachten.

Von Beginn an war die Weimarer Republik von Krisen und politischen Kämpfen geprägt gewesen. Die Ablehnung der parlamentarischen Demokratie war während der Republikphase in großen Teilen der Bevölkerung verankert.

KPD und NSDAP hatten gegen Ende der Weimarer Republik großen Zulauf, während das Bündnis der bürgerlich-parlamentarischen Parteien 1930 zerbrach. Innerhalb von wenigen Jahren stieg die NSDAP bei der Reichstagswahl von 2,6 Prozent der Stimmen (1928) über 18,3 Prozent (1930) auf 37,4 Prozent (Juli 1932) auf.

Die soziale und wirtschaftliche Notlage war ein wichtiger Grund, warum die Menschen nicht auf die bürgerlichen Politiker vertrauten. Starke Differenzen zwischen KPD und SPD verhinderten darüber hinaus ein gemeinsames Vorgehen gegen die NSDAP. So kam es zu einer starken Polarisierung und Radikalisierung.

Politische Versammlungen und Kundgebungen führten regelmäßig zu gewaltsamen Zusammenstößen, die Bürgerkriegsszenarien ähnlich waren. Am 1. Mai 1929 beispielsweise wurden bei einer verbotenen KPD-Demonstration 25 Menschen von der Polizei getötet. Kommunisten und Nationalsozialisten und besonders ihre militärischen Verbände Rotfrontkämpferbund und SA hatten oft blutige Auseinandersetzungen, bei denen es nicht selten Tote gab.

In Köln:

Nachdem Kölner Nationalsozialisten - an ihrer Spitze Robert Ley - schon in den Jahren zuvor durch unflätige Auftritte aufgefallen sind, kommt es im Vor- und Umfeld der Reichstagswahlen am 14. September 1930 zu einer ersten Eskalation von Gewalt. Am 4. September wird ein jugendlicher Pfadfinder von Jungkommunisten überfallen und schwer verletzt, am selben Tag ein der KPD nahe stehender Arbeiter auf offener Straße erschossen. Im Oktober folgen wilde Schlägereien zwischen NSDAP- und KPD-Sympathisanten, im Dezember 1930 gibt es einen neuen Toten.

Die folgenden Jahre sind durch oft tumultartige Versammlungen, Großveranstaltungen und Demonstrationen geprägt, wobei die Beteiligten immer weniger Scheu zeigen, direkte Gewalt anzuwenden. Den vorläufigen Höhepunkt öffentlicher Gewaltanwendung stellt schließlich der Wahlkampf Mitte 1932 dar. Insbesondere Nationalsozialisten und Kommunisten provozieren zahlreiche politische Auseinandersetzungen und Straßenschlachten, zu deren Schlichtung der Einsatz großer Polizeikontingente notwendig ist. Bei Schießereien und Schlägereien steigt die Zahl der Verletzten an - insgesamt fallen diesen Konflikten zwischen 1930 und Mitte 1933 allein in Köln 19 Menschen zum Opfer.

Arthur Rosenberg: Entstehung und Geschichte der Weimarer Republik, S. 200 ff.
Karl Dietrich Bracher: Die Weimarer Republik 1918-1933