Der Arbeitergesangsverein in der Krebsgasse während des Krieges unter der Leitung von Julio Goslar

  

Julio Goslar

Julio Goslar, ein konvertierter Organist in Köln-Nippes, wurde von den Nationalsozialisten verfolgt.

Julio Goslar entstammte einer jüdischen Familie und sollte eigentlich Rabbiner werden. Er studierte aber gegen den Willen der Familie Musik in Köln und war seit seinem Examen 1912 Chor- und Orchesterleiter, Musikwissenschaftler, Organist, Klavierlehrer und Komponist. 1914 ließ er sich evangelisch taufen. Während des Ersten Weltkriegs war Julio Goslar Soldat. 1921 wurde er Organist an der Lutherkirche in Köln-Nippes.

Da Julio Goslar jüdischer Herkunft und zudem noch Sozialdemokrat war, wurde er bald nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 diskriminiert. 1934 schloss ihn die Reichsmusikkammer aus, die SS-Zeitung "Das Schwarze Korps" griff Goslar an, da er als "Volljude" in einer Kirche spiele. Goslar wurde schließlich entlassen. Er durfte aber aufgrund einer Umentscheidung des Evangelischen Oberkirchenrates weiter musizieren. Wenig später wurde der Druck und die Verleumdungen des aus "Deutschen Christen" bestehenden Kirchenvorstands so massiv, dass Goslar 1936 seine Kündigung einreichte.

Während des Zweiten Weltkriegs musste Goslar in der "Judenkolonne" der Stadt Köln Zwangsarbeit leisten. 1943 wurde er ausgebombt und tauchte 1944 mit seiner christlichen Frau unter. Nach dem Krieg weigerte sich der evangelische Kirchenvorstand der Gemeinde Nippes, Julio Goslar wieder einzusetzen. Erst als die alliierte Militärregierung Zwangsmaßnahmen androhte, wurde Goslar wieder als Organist angestellt.

Julio Goslar starb 1976.

www.kirche-koeln.de/service/dokumentenarchiv/goslar.pdf