

Schulgebäude Gravenreutherstraße (Ansicht von Süden um 1977)

|
|
Mittelschule Gravenreuthstraße
Die genaue Adresse der städtischen mittleren Knabenschule in Köln-Ehrenfeld lautete Gravenreuthstraße 10. Die Leitung der Schule unterstand Karl Caspar und Hermann Müller. Das Lehrerkollegium umfasste ca. acht Personen.
An der Mittelschule Gravenreuthstraße gehörten Werbemaßnahmen für den NS-Staat und die HJ zum Schulalltag. Beispielsweise sammelte eine fünfte Klasse Weihnachten 1933 für ein Bild des "Führers" in ihrem Klassenzimmer. Für das übrige Geld erstand die Klasse eine "Jungvolk"-Uniform, die sie dem Jungbannführer Ernst Ulanowsky zur Weitergabe an einen "armen Kameraden" schickte. Auch die Verbreitung judenfeindlichen Gedankenguts fand Raum in der Schule. Im Februar 1934 wurde ein antisemitisches Hänneschen-Theater aufgeführt. Die Schülerchronik kommentiert: "Über den Juden Moses wurde am meisten gelacht. Als der Vorhang nach dem ersten Akt fiel, klatschte man den Spielern einen ungeheuren Beifall". Im November 1935 kündigte ein Jungbann-Führer das Ende der Sonntagsgottesdienste und die "Stillegung" der Kirchen in der Schule Grevenreuthstraße an. Anfang 1936 wurde die HJ-Fahne an der Schule gehisst.
Der Bombenkrieg veränderte die Situation an der Schule dramatisch. Im Schuljahr 1943 wurden 48 Schüler als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Im Oktober/November 1943 zog das Schillergymnasium aufgrund von Bombenschäden in das Schulgebäude ein. Die Schule wurde am 14. Juni 1944 geschlossen und der Unterricht erst am 20. Dezember 1945 wieder aufgenommen.
Materialsammlung NS-Dok., Trapp, Kölner Schulen, S. 3, 8, 25, 59f., 75f., 109 und 137
|