NS-Propagandaplakat der Reichsbahn aus den 1930er Jahren

  

Reichsbahn

Die deutsche Eisenbahnverwaltung spielte nicht nur beim Truppentransport, sondern auch bei der Durchführung des Holocausts eine entscheidende Rolle. Außerdem beschäftigte die Reichsbahn in Köln wie andernorts ungezählte Zwangsarbeiter.

1942 hatte die Reichsbahn eine halbe Million Beamte und 900 000 andere Angestellte. Das Eisenbahnnetz bestand aus zwei Bereichen: Zum einen das Gebiet des Reiches, Österreich und die von Deutschland annektierten Gebiete eingeschlossen. Zum anderen umfasste das Bahnnetz das Gebiet der besetzten Länder. Die Bahn wurde sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt.

Im Reich war die Reichsbahn in drei Generalbetriebsleitungen unterteilt, die für jeweils für ein bestimmtes Gebiet zuständig waren: Ost, West und Süd. Von der Generalbetriebsleitung Ost mit Sitz in Berlin fuhren die meisten Züge an die Ostfront - und zu den Vernichtungslagern im Osten.

Die jüdische Bevölkerung wurde in Güterwagen der Reichsbahn deportiert. Dafür verlangte die Reichsbahn noch Geld von den Deportierten. Obwohl eigentlich die Versorgung der Streitkräfte an der Front Vorrang hatte, räumte man den Zügen, die die Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager brachten, einen relativ hohen Stellenwert ein. Im Reichssicherheitshauptamt der SS gab es für den Transport der Juden eine eigene Dienststelle. Sie befand sich im Büro Adolf Eichmanns. Auch die Bahnverwaltung kümmerte sich um die Bereitstellung von Zügen für die Deportationen, die "Sonderzüge" genannt wurden.

Die Menschen wurden unter unmenschlichen Bedingungen in die Lager im Osten transportiert. Die Zahl der Juden, die in einem Waggon gepfercht wurden, wurde immer erhöht, um Lokomotiven einzusparen. Der Zug fuhr meist nur 50 Stundenkilometer und wartete oft stunden- oder tagelang auf Bahnhöfen und Abstellgleisen. Überlebende beschreiben die Bahnfahrten als einen Alptraum. In den dichtbesetzten und verschlossenen Wagen gab es kaum Luft und kein Essen oder Wasser. Im Sommer war es unerträglich heiß und im Winter eiskalt. Viele Menschen starben bereits auf der Fahrt in die Lager.

Die Reichsbahn bemühte sich in den Jahren, in denen sie Millionen Menschen in den Tod transportierte, immer um einen reibungslosen Ablauf der tödlichen Transporte. Kein einziger Jude wurde mangels Transportmöglichkeiten verschont. Die Existenz der Vernichtungslager in der Nähe von Eisenbahnlinien und der Zweck der Massentransporte war den Bahnbeamten indes bekannt. Nach dem Krieg wurde jedoch keiner von ihnen für die Mittäterschaft vor Gericht gestellt.

Dass der Bahnbetrieb auch unter Kriegsbedingungen funktionierte, war auch auf den umfangreichen Einsatz von Zwangsarbeitern zurückzuführen. Im Herbst 1944 mussten allein im Bereich der Reichsbahndirektion Köln 8000 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen arbeiten. Sie waren unter anderem Gleisarbeiter, Güterbodenarbeiter oder arbeiteten in Putzkolonnen.

Die meisten der Zwangsarbeiter lebten in großen Lagern in der Nähe der Bahnhöfe oder Ausbesserungswerken. In Köln gab es große "Reichsbahnlager" in Kalk, Nippes, der Hornstraße in Ehrenfeld und auf dem Bahnhof Deutzerfeld. Kurz vor Kriegsende waren zudem etwa 1.000 Arbeiter im Hansa-Hochhaus untergebracht.

Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 1199-1201
http://www.museenkoeln.de/ns-dok/projekte/p02/html/hintergrund /koeln_chronologie7.htm
http://www.museenkoeln.de/ns-dok/db/lager/details.asp