Passiver Widerstand

Gewaltloses Mittel der politisch-sozialen Auseinandersetzung (Streik, Boykott oder auch Verweigerung der Zusammenarbeit mit einer Besatzungsmacht)

Der passive Widerstand erlangte in der frühen Krisenphase der Weimarer Republik im Zusammenhang mit der Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen im Januar 1923 besondere Bedeutung. Die Besetzung löste in Deutschland einen Aufschrei nationaler Empörung aus, nachdem das Deutsche Reich Ende 1922 mit Reparationslieferungen in äußerst geringfügigen Verzug geraten war. Die Reichsregierung unter Wilhelm Cuno rief die Bevölkerung zu passivem Widerstand auf. Beamten wurde verboten, Befehle der Besatzer zu befolgen. Da die Bevölkerung dem Aufruf der Reichsregierung in beeindruckender Geschlossenheit folgte, ordneten die Besatzungsbehörden die Ausweisung von fast 150.000 Menschen aus dem Ruhrgebiet in das "unbesetzte" Deutschland an. Streiks, wirtschaftliche Absperrung des Ruhrgebiets und Produktionsausfälle ruinierten die deutsche Wirtschaft. Die Kosten des passiven Widerstands überstiegen die Reichsfinanzen bei weitem, die Inflation und die Engpässe in der Ernährungslage nahmen erschreckende Ausmaße an. Angesichts der massiven Wirtschafts- und Ernährungsprobleme sowie der rasenden Hyperinflation gab die Reichsregierung unter dem neuen Reichskanzler Gustav Stresemann den passiven Widerstand im September 1923 auf.

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