Reichskanzler Heinrich Brüning

  

Heinrich Brüning

Der katholische Zentrumspolitiker und Gewerkschaftsfunktionär Heinrich Brüning war von 1924-1933 Mitglied des Reichstages und ab 1930 Reichskanzler, sein Abtritt 1932 leitete das Ende der Weimarer Republik ein.

Heinrich Brüning, geboren am 26. November 1885 in Münster, hatte Philosophie, Geschichte und Volkswirtschaft auf Lehramt studiert und nach längeren Auslandsaufenthalten 1915 in Bonn zum Dr. rer. pol. promoviert.

Nach seiner freiwilligen Teilnahme am Ersten Weltkrieg begann er seine politische Laufbahn als Sekretär des katholischen Politikers Sonnenschein, der ihn maßgeblich beeinflusste. Der konservative, christlich-nationale Brüning beteiligte sich am passiven Widerstand im Ruhrkampf 1923, wurde Mitglied der Zentrumspartei, 1929 deren Vorsitzender und war seit 1924 Mitglied des Reichstages.

Als 1930 die letzte Regierung der Weimarer Republik scheiterte, die sich noch auf eine Mehrheit hatte stützen können, ernannte ihn Reichpräsident Hindenburg am 28. März 1930 zum Reichkanzler. Brüning bildete eine von Hindenburgs Vertrauen getragene Regierung, gestützt auf die bürgerlichen Mittelparteien. Sein Ziel: Mittels Notverordnungen die Reichsfinanzen zu ordnen und die Reparationsfrage durch seine auf einen ausgeglichenen Staatshaushalt zielende Deflationspolitik (Gehaltskürzungen, Preissenkungen) lösen zu können. Dies gelang ihm während der sich verschärfenden Weltwirtschaftskrise jedoch nicht mehr, weshalb er auf die Notverordnungen des Reichspräsidenten zurückgriff und den Reichstag im Juli 1930 auflöste.

Doch die Neuwahlen am 14. September 1930 führten zu einem weiteren Aufstieg der Nationalsozialisten (NS). Brünings drastischer Sparkurs für die Reparationen ließ die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen, was wiederum den NS und der KPD weiteren Zulauf bescherte. Trotz seines außenpolitischen Ansehens vermochte er es nicht, entscheidende Zugeständnisse der Westmächte zu erhalten, die seine innenpolitische Stellung gegen die wachsende Opposition hätten stärken können. Neben der wachsenden Arbeitslosigkeit kostete ihm auch sein Protest gegen die erstarkende NSDAP durch sein Verbot der SA, dessen Aufhebung Hindenburg forderte, das Vertrauen des Reichspräsidenten.

Am 30. Mai 1932 nahm Hindenburg den Rücktritt von Brüning und seiner Regierung an, Franz von Papen wurde sein Nachfolger. Brüning emigrierte 1934 nach England und später Amerika, übernahm an der Harvard-Universität in Cambridge eine Professur und lehrte nach dem Krieg (1932-1955) Politik in Köln, jedoch ohne Bezug zur deutschen Tagespolitik. Nach seiner Emeritierung ging er wieder nach Amerika, wo er am 30. März 1970 verstarb.

Bosl/ Franz/ Hofmann (Hrsg.): Biografisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, München o.J., Bd. 1, S. 366 f.
Bedürftig, Friedemann: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg, München 2002, S. 83