Hjalmar Schacht
Der Bankier und Politiker Hjalmar Schacht, Reichswährungskommissar und Reichsbankpräsident, förderte die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und war maßgeblich an der deutschen Aufrüstung beteiligt.
Geboren am 22. Januar 1877 in Tingleff (Nordschleswig), studierte der Kaufmannssohn Hjalmar Schacht (Horace Greely) Wirtschaftswissenschaften, promovierte 1903 und ging anschließend zur Dresdner Bank. Hier arbeitete er sich zum stellvertretenden Direktor hoch (seit 1908) und wurde 1916 Direktor der Nationalbank für Deutschland.
Seine politische Karriere begann er mit der Teilnahme an der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), deren Mitglied er bis 1926 war. 1923 zum Reichswährungskommissar berufen, hatte Schacht großen Anteil an der Einführung der Rentenmark und Beseitigung der Inflation. Dezember 1923 wurde er zum Reichsbankpräsidenten berufen. Nach seinem Rücktritt 1930 (Meinungsverschiedenheit mit dem Reichsregierungkurs in der Auslandsverschuldung) begann Schacht, sich an rechte Kreise anzuschließen.
In der NSDAP lernte er Adolf Hitler kennen und machte diesen mit den führenden Vertretern der Schwerindustrie bekannt. November 1932 gehört er zu den Wirtschaftsführern, die dem Reichspräsidenten Hindenburg empfahlen, Hitler mit der Bildung einer Regierung zu beauftragen. Dafür ernannte ihn Hitler 1933 erneut zum Reichsbankpräsidenten, zum Reichswirtschaftsminister (1934-1936) sowie zum Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft (1935). Schacht unterstützte die Finanzierung der deutschen Aufrüstung u.a. durch die Ausgabe sog. Mefo-Wechsel (Sonderwechsel). Differenzen mit Hermann Göring bewirkten schließlich seinen Rücktritt als Minister und Generalbevollmächtigter (1937) sowie 1939 auch als Reichsbankpräsident.
Hjalmar Schacht blieb bis 1943 (einflussloser) Reichminister ohne Geschäftsbereich. Wegen loser Kontakte zu den Widerstandskreisen vom 22. Juli 1944 wurde er verhaftet und bis Kriegsende in den KZ Ravensbrück und Flossenbürg als Sonderhäftling inhaftiert. Wegen seines maßgeblichen Anteils an der deutschen Aufrüstung wurde Schacht im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher angeklagt, Oktober 1946 freigesprochen, bekam 1947 als "Hauptschuldiger" acht Jahre Arbeitslager in Ludwigsburg, wurde jedoch auch hier freigesprochen und 1948 entlassen.
Schacht begann in den 50ger Jahren eine neue Karriere, wurde Wirtschafts- und Finanzberater von Entwicklungsländern, 1953 Mitinhaber der Düsseldorfer Außenhandelsbank Schacht & Co. und starb am 3. Juni 1960.
Weiß, Hermann (Hg.): Biografisches Lexikon zum Dritten Reich, S. 235 f. Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/M. 2003, S. 522.
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