Otto Brügelmann
Dr. Otto Brügelmann trat 1918 als Mitglied der 4. Generation in die Firma Wilhelm Brügelmann & Söhne ein und war bis 1960 aktiver Teilhaber.
Otto Brügelmann wurde am 12. Juli 1885 in Köln geboren. Der im Bankfach Ausgebildete war bereits am 2. Dezember 1918 als Prokurist in das Familienunternehmen eingetreten und zwei Jahre später zum Teilhaber aufgestiegen. Wie alle Stammhalter der Familie hatte auch er auf eine höhere Ausbildung verzichtet und war früh in die Firma eingestiegen, um vor Ort alles zu erlernen und sich schrittweise für die Teilhaberschaft zu qualifizieren.
Nach dem Tod seines älteren Bruders Friedrich Wilhelm (1933) trug Otto Brügelmann gemeinsam mit seinem jüngeren Vetter Kurt als Seniorteilhaber die Verantwortung für FWBS. Es waren wohl in erster Linie geschäftliche Erwägungen, die ihn, der noch Anfang 1933 für die DVP in die Kölner Stadtverordnetenversammlung aufgerückt war, schnell Mitglied der NSDAP werden ließen, einen Schritt, den er auch von seinen (höheren) Angestellten erwartete. Im April 1933 war er im Arbeitsausschuss für die Ausstellung „Denk deutsch – Kauf deutsch.
Tatsächlich gelang es der 4. Teilhabergeneration, die Firma wirtschaftlich voranzubringen, wobei ihnen neben der Kauflust im aufrüstenden Deutschland insbesondere auch die „Arisierungen“ zugute kamen. Außerdem verschwanden Konkurrenten aus dem Mittelstand, der Krieg eröffnete neue Einkaufsmärkte in den besetzten Gebieten, Uniformen jeder Couleur wurden produziert und es flossen gesonderte Warenzuteilung an das Deutzer Bekleidungswerk zur Versorgung von „Fliegergeschädigten“.
Aller Anpassung zum Trotz blieben jedoch die Bemühungen Otto Brügelmanns um die Auszeichnung mit der „Goldenen Fahne“ als NS-Musterbetrieb erfolglos. Hierzu dürfte nicht zuletzt sein 1936 infolge eines Steuervergehens erfolgter Ausschluss aus der NSDAP eine Rolle gespielt haben.
Ab 1942 erlebte die 4. Generation jedoch den kriegsbedingten Fall ihres Familienunternehmens. Sie musste ansehen, wie innerhalb weniger Stunden die Firmenkomplexe Mühlengasse (Stammsitz der Firma mit wertvoller Ware und Kunstgegenständen), Zeppelinstraße (ehemals Reiffenberg-Haus), das Einzelhandelsgeschäft Haus Biergans am Alter Markt sowie weitere vier Filialen im Bombenhagel zerstört wurden. Mit Ausnahme des Deutzer Bekleidungswerkes fielen von 1942 bis 1944 nahezu sämtliche Gebäude von FWBS dem alliierten Bombenhagel zu Opfer. Durch rechtzeitige Auslagerungen großer Textilmengen blieben allerdings erhebliche werte erhalten.
Otto Brügelmann starb am 15. Juni 1969 in Köln.
Rüther/Martinsdorf: Brügelmann in Köln. Geschichte eines Familienunternehmens von 1820 bis heute, Köln 1998, S. 48 ff.
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