Simon Alfred Freiherr von Oppenheim (1864 – 1932)

  

Familie Oppenheim

Großbürgerliche Kölner Bankiersfamilie

Der Bankengründer Salomon Jr. Oppenheim (1772-1828) siedelte 1799 von Bonn nach Köln über, wo er seinen jüdischen Glauben mit einem ausgeprägten bürgerschaftlichem Engagement verband. Nach seinem Tod übernahmen die beiden älteren Söhne Simon und Abraham den rasanten Ausbau der Bank zu einem reichsweit führenden Unternehmen. Die nunmehr geadelten Freiherren von Oppenheim zählten zu den reichsten Familien Kölns und engagierten sich als Mäzenaten sowohl im Dombauverein als auch für den städtischen Kunstbesitz und in der jüdischen Synagogengemeinde. Abraham Oppenheim, der den Neubau der Synagoge Glockengasse finanzierte, starb am 9. Oktober 1878 als Vertrauter von Bismarck und der Kaiserin, befreundet mit Bleichröder, Mevissen und Hansemann.

1880 übernahmen in der dritten Generation Eduard und Albert von Oppenheim die Führung der Bank. Sie verwalteten in Zeiten des Gründerkrachs das Vermögen eher als das sie es mehren konnten. Ihre Söhne Emil und Simon Alfred von Oppenheim konsolidierten die Bank seit der Jahrhundertwende mit Versicherungsgeschäften und Industriefinanzierungen auf hohem Niveau. Politisch gehörte Simon Alfred von Oppenheim, der ebenso wie sein Bruder zum Protestantismus konvertiert war, dem rechtskonservativen Lager an: Er engagierte sich auch finanziell für den deutschnationalen, antidemokratischen Scherl-Presse-Konzern.

In der Weimarer Republik standen nach dem Tode von Simon Alfred von Oppenheim der Bank Waldemar von Oppenheim (seit 1922) und der jüngste Sohn Friedrich Carl (seit 1929) vor. Als Teilhaber von außen kamen Wilhelm Chan, Otto Kaufmann und Robert Pferdmenges hinzu.

Nach der Machtübernahme galt die Bank den Nationalsozialisten wegen ihres Namens als jüdisch, obwohl bereits die dritte Generation der Oppenheims zum Protestantismus konvertiert war. Seit dem 1. April 1933 wurden Briefe und Telegramme mitgelesen, die Telefone der Bank abgehört, alles Interessante und Belastende in den Akten der Gestapo erfasst - und 1944 den verhafteten "nicht voll arischen" Chefs der Bank vorgehalten. In Zeiten drohender Arisierung übernahm der Protestant Robert Pferdmenges immer stärker die Leitung der Bank, nachdem die nach den Nürnberger Gesetzen als jüdisch definierten Teilhaber Chan und Kaufmann aus der Firmenführung ausscheiden mussten. Am 20. Mai 1938 übernahm Pferdmenges die Leitung der Bank auch nach außen, die in in "Bankhaus Pferdmenges & Co." umbenannt. Damit waren die Oppenheims aber nicht vor weiterer Verfolgung geschützt. Nach der erzwungenen Übernahme ihres Gestüts Schlenderhan durch die SS im Jahr 1943, dramatisierte sich die Lage der Oppenheims nach dem 20. Juli 1944. Im August gleichen Jahres ging er langer Bericht von der Gestapo Köln an das Reichssicherheitshauptamt mit schweren Beschuldigungen gegen die Oppenheims, ohne dass eine Beteiligung an der Verschwörung des 20. Juli nachgewiesen werden konnte. Waldemar von Oppenheim wurde noch im Juli verhaftet, in das El-De-Haus eingeliefert und drei Wochen inhaftiert. Danach tauchte er mit seiner Familie unter und wurde durch den Einmarsch der Amerikaner am 9. März 1945 befreit. Friedrich Carl von Oppenheim und seine Frau Ruth wurden im September 1944 ebenfalls verhaftet: Ruth nach drei Monaten "mangels Tatverdacht" frei gelassen, Carl am 1. Mai 1945 aus dem Gefängnis von den Amerikanern befreit.

Am 16. März 1945 durfte das Bankhaus Pferdmenges & Co. wieder arbeiten. 1947 setzte Pferdmenges die Oppenheims wieder in ihre Namensrechte ein, was ein in Deutschland einmaliger Vorgang darstellte. Das Bankhaus Sal. Oppenheim & Cie. hat seinen Sitz bis heute in Köln.

Michael Stürmer/Gabriele Teichmann/Wilhelm Treue, Wägen und Wagen. Sal. Oppenheim jr. & Cie. Geschichte einer Bank und einer Familie, München/Zürich 1989