Internierungslager Gurs (Skizze aus der Enzyklopädie des Nationalsozialismus)

  

Gurs

Im französischen Internierungslager Gurs waren während des Zweiten Weltkriegs hauptsächlich Juden interniert.

Gurs war das erste Internierungslager in Frankreich und zählte zu den größten im Land. 1939 wurde das Lager 80 Kilometer vor der spanischen Grenze in den Pyrenäen errichtet. Zuerst wurden dort republikanische spanische Soldaten interniert, die im spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten und nach dem Sieg der Francisten nach Frankreich geflohen waren.

Als Deutschland im Mai 1940 Frankreich überfiel, internierte man in Gurs 10 000 Deutsche und Österreicher, darunter zahlreiche jüdische Emigranten. Nach der Kapitulation Frankreichs konnten die meisten der Internierten das Lager wieder verlassen.

Die Deutschen deportierten im Oktober 1940 die gesamte jüdische Bevölkerung aus Baden, der Pfalz und aus einigen Orten Württemberg nach Gurs. Die so genannte "Bürckel-Aktion" umfasste etwa 7500 Menschen. Auch aus Elsaß-Lothringen wurden Juden nach Gurs deportiert. Die Gefangenen erhielten viel zu wenig Wasser und Essen. Im Winter starben 800 Menschen an Krankheiten. Die Internierten versuchten trotz der harten Bedingungen das kulturelle Leben aufrecht zu erhalten und organisierten Theaterabende, Konzerte und Vorträge im Lager.

Zwischen 1942 und 1943 deportierten die Deutschen 3000 jüdische Gefangene in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor. 2000 internierte Juden kamen durch Hilfe internationaler Bemühungen frei und konnten emigrieren. Auf dem Friedhof in Gurs liegen 1187 Opfer, davon fast alles Juden.

Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 583-585.
Bedürftig: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg, S. 205.