Reeducation
Nach dem militärischen Sieg über den Nationalsozialismus galt es, seine Grundlagen zu zerstören, um eine Wiederholung der Geschichte unmöglich zu machen. Eine der Maßnahmen hierzu war eine "Umerziehung" (engl.: Reeducation) der Deutschen zu Demokraten.
Eines der Hauptziele der Siegermächte nach dem Krieg war die Schaffung einer festen und haltbaren Friedensordnung in Deutschland, die verhindern sollte, dass jemals ein weiterer Krieg von dessen Boden ausginge. Dazu sollte das Herrschafts- und Wertesystem des Nationalsozialismus samt seinen Vertretern beseitigt und in den westlichen Besatzungszonen eine demokratische Staats- und Gesellschaftsordnung aufgebaut werden. Die Siegermächte gingen dabei davon aus, dass Demokratie, rechtsstaatliches Denken, Menschenrechte und friedliches internationales Zusammenleben dem eigentlichen Bedürfnis der besiegten Deutschen entsprachen, zu dem es die Bevölkerung nach der langen nationalsozialistischen Beeinflussung wieder hinzuführen galt. Dazu erschien eine "Reeducation" als notwendig.
Die einzelnen Maßnahmen und Inhalte der "Reeducation" waren uneinheitlich, weil es im Demokratieverständnis der Siegermächte Unterschiede gab. Größte Aufmerksamkeit wurde aber überall besonders der Bildungs-, Jugend-, Kultur-, und Medienpolitik gewidmet. Im Zuge des heraufziehenden "Kalten Krieges" verloren solche Maßnahmen aber bald an Bedeutung.
Die Notwendigkeit einer "Umerziehung" wurde von den meisten Deutschen nicht geteilt, weil sie nicht einsehen wollten, Fehler begangen oder Schuld auf sich geladen zu haben.
[nach: Benz, Deutschland unter alliierter Besatzung. Ein Handbuch. S. 108-113]
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