Plakat der Städtischen Puppenspiele, um 1930

  

Hänneschen-Theater

Das Hänneschen-Theater am Kölner Eisenmarkt ist heute das älteste ortsfeste Puppentheater im deutschsprachigen Raum, das in seinen humorvollen Schwänken und Stücken Kölsche Mundart und Brauchtum pflegt und seit nunmehr über 200 Jahren nichts von seiner Popularität eingebüßt hat.

1802 gründete Johann Christoph Winters sein „Hänneschen-Theater“. Anfangs spielte er nur in den Wintermonaten und ging in der besseren Jahreszeit einer „anständigen“ Beschäftigung als Anstreicher nach. Doch schon bald nach seiner Gründung faszinierte das Puppentheater die Menschen und wurde in Köln bekannt. Seit acht Jahren hielten die Franzosen die Stadt besetzt: Winters musste versichern, dass es auf seiner Bühne kein anstößigen Darbietungen und im Zuschauerraum weder Tabak noch Zank gebe.

Neben alten Königsgeschichten von Shakespeare eroberten allmählich rheinische Schwänke und Sagen ihren Platz im Programm des Puppenspiels. Längst zählten quer durch alle Gesellschaftsschichten sowohl die Kinder einfacher Arbeiter als auch angesehene Leute der Kölner Gesellschaft zu Winters Publikum. Das Puppentheater begeisterte Jung wie Alt: Seine Popularität begann. Seit 1823 waren die Charaktere des „Hänneschen“ auch fester Bestandteil des Kölner Rosenmontagzuges. In den 60er Jahren der Leitung seines Gründers war das „Hänneschen“ zu einer festen Größe im Kölner Leben geworden.

Nach Winters Tod verblasste der Ruhme des Puppenspiels zunächst, die Nachfolger stritten um den Anspruch auf das rechtmäßige Erbe des „Hänneschen“. Der Erste Weltkrieg schien seinen Erfolg zu beenden. Wiederbelebt wurde es 1919 vom Leiter des Instituts für Theaterwissenschaften an der Kölner Universität, Dr. Carl Niessen und dessen Bruder Dr. Josef Niessen, zunächst allerdings als Wanderbühne. 1926 beschloss der Rat der Stadt „die Herrichtung eines Raumes und den Einbau einer Bühne ... sowie die Bewilligung eines Betriebszuschusses“. Seitdem sind die Puppenspiele städtisch.

In der Sternengasse fand sich eine Spielstätte, 1938 zogen Hänneschen, Bärbelchen, der Speimannes und alle anderen zum Eisenmarkt um, wo der Spielbetrieb bis 1940 aufrecht erhalten werden konnte (leider nicht ganz ohne „Zugeständnisse“ an die herrschenden Braunröcke). Erst am 8. September 1948 wurde die beliebte Eingangsfrage „Sid ehr all do?“ wieder gestellt und damit das Hänneschen neu eröffnet. Da das Haus am Eisenmarkt zerstört war, wich das „Hänneschen-Theater“ zunächst auf den Hörsaal 1 der Universität aus.

Stadt Köln: Stadt intern, Nr.1/ 2002: „Mieh Hätz wie Holz“