Synagoge Mülheim

Die Synagoge an der Mülheimer Freiheit 78, neu erbaut 1788, wurde in der Reichskristallnacht 1938 und dem Zweiten Weltkrieg total zerstört. Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an ihren Standort.

Vor der Vertreibung der jüdischen Einwohner Kölns (1424) besaß die jüdische Gemeinde Mülheims viele Mitglieder; die meisten Vertriebenen siedelten später jedoch in Köln-Deutz. So blieb die jüdische Gemeinde in Köln-Mülheim bis ins 19. Jahrhundert sehr klein. Sie umfasste 1865 die Gemeinden Zündorf und Mülheim mit den Orten: Merheim, Gladbach, Bensberg, Odentahl und Overath.

Der Vorgänger-Bau der Mülheimer Synagoge wurde 1784 durch Überschwemmung und Eisgang zerstört. Die Synagoge hatte dort gestanden, wo in der Weimarer Zeit das Gasthaus „Zur Bierkirche“ betrieben wurde. Unter der Leitung des Gelehrten Elieser Cahen waren die Bemühungen der Mülheimer Gemeinde für einen Neubau ihres Gotteshauses bald erfolgreich: Schon 1788 konnte die neue Synagoge nach den Entwürfen des Mülheimer Baumeisters Wilhelm Hellwig an der Mülheimer Freiheit eingeweiht werden.

Die Synagoge war ein verputzter Ziegelsteinbau. Der unscheinbare Neubau mit Walmdach und Dachgaube war eher klein, besaß jedoch zum Hof hin einen sehr ausgeprägten fünfseitigen Vorbau, hinter dem sich im Inneren der Thoraschrein befand. Rechts und links vom gleichfalls walmdachbedeckten Vorbau waren Rundbogen eingefügt, die das jüdische Symbol, den Davidstern zeigten.

Nach 1871 besuchten die jüdischen Kinder Mülheims die öffentlichen Schulen, weshalb ihnen der Religionsunterricht im vor der Synagoge gelegenen Gemeindehaus erteilt wurde. 1930 zählte die jüdische Gemeinde Mülheim etwa 200 Mitglieder.

Synagoge und Gemeindehaus wurden in der Pogromnacht 1938 zerstört. 1954 wurde das Trümmergrundstück an der Mülheimer Freiheit 78 an die „Jewish Trust Corporation“ zurückerstattet und 1956 die Ruine abgetragen. Der in die Außenseite der Synagoge eingemauerte Chuppa-Stein, an welchem Trauungszeremonien vorgenommen wurden, überstand die Zerstörung der Reichskristallnacht (1938) und des Zweiten Weltkrieges. (Am Chuppa-Stein zerschmetterte der Bräutigam während der Trauungszeremonie das Glas.)

Heute erinnert eine Gedenktafel über dem Hauseingang des Mietshauses Mülheimer Freiheit 78 an die Synagoge.

Pracht, Elfi: Jüdisches Kulturerbe in NRW, S. 260 f.
Brocke, Michael: Feuer an Dein Heiligtum. Zerstörte Synagogen 1938 in Nordrhein-Westfalen, Bochum o.J., S. 307.