Jüd, Jüd, Jüd

Das antisemitische Lied: „Jüd, jüd, jüd, hep, hep, hep – steck die Nas inne Wasserschepp“ gehörte zu den antisemitischen Ressentiments, die viele jüdische Kinder schon weit vor dem Zweiten Weltkrieg erfuhren und mit dem sie in kölscher Mundart beleidigt und verspottet wurden.

Die Erfahrung, mit Liedern wie „Jüd, jüd, jüd“ als Jude oder Jüdin auf der Straße verspottet oder beschimpft zu werden, wird von nahezu allen überlebenden Zeitzeugen berichtet. Neben Beleidigungen wie „dreckiger Jud“ und Nachrufen als „Jude“ wurden sie mit antijüdischen Lieder beschimpft, die aus der Hep-Tradition des Vormärz stammten und „als scheinbar harmloses Kinderlied antisemitischen Verfolgungs- und Vernichtungsstrategien Ausdruck gaben“:

„Töff, Töff, Töff, do kütt dä Jüd jefahre,
Töff, Töff, Töff, met singem Kinderware,
Töff, Töff, Töff, do well dä Jüd dann hin,
Jerusalem, Jerusalem, wo all de Jüdde sind.
Treibt sie fort von uns, die Judenbande,
treibt sie fort aus unserem Vaterlande“.

Es wird vermutetet, dass sich das Lied „hep, hep, hep“ auf die Abkürzung: Hierosolyma est perdita (Jerusalem ist verloren) bezog. „Hep-hep“ war ein antisemitischer Spottruf, der bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts auftauchte.

Wenge, Nicola: Integration und Ausgrenzung in der städtischen Gesellschaft. Eine Jüdisch-Nichtjüdische Beziehungsgeschichte Kölns 1918-1933, Mainz 2005, S. 79 f.
Vgl. hierzu auch Zeitzeugenberichte in: Becker-Jákli, Barbara: Ich habe Köln doch so geliebt. Lebensgeschichten jüdischer Kölnerinnen und Kölner, Köln 2002