Adolf Hitler während einer Wahlrede in Siemensstadt am 10. November 1933 vor der Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund (koloriertes Propagandafoto)
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Völkerbund
Staatenvereinigung zum Schutz des Weltfriedens sowie zur wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit unter den Völkern
Die Bildung eines Völkerbundes (frz. Societé des Nations, engl. League of Nations) wurde auf Vorschlag des US-Präsidenten Woodrow Wilson am 14. Februar 1919 auf der Pariser Friedenskonferenz im Rahmen des Versailler Vertrages beschlossen und trat 1920 in Kraft. Zum Sitz der neuen Weltorganisation wurde Genf gewählt, ihre Hauptaufgaben bestanden in der Sicherung des Weltfriedens, Wahrung der territorialen Integrität ihrer Mitgliedsstaaten sowie die Unterstützung einer wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit unter ihnen. Des Weiteren übernahm der Völkerbund die Verwaltung der ehemaligen deutschen Kolonien, des von Frankreich verwalteten Saargebiets und Oberschlesiens sowie die Aufsicht über die Freie Stadt Danzig.
Die ersten Mitglieder waren alle alliierten Kriegsgegner des Ersten Weltkrieges ohne die USA sowie 13 weitere neutrale Staaten. Erst 1926 durfte Deutschland dank der Verständigungspolitik von Außenminister Gustav Stresemann dem Völkerbund beitreten. Später wurden weitere Nationen in den Völkerbund aufgenommen wie 1934 die Sowjetunion. Geleitet wurde die Vereinigung durch die einmal jährlich tagende Bundesversammlung, in der jedes Mitglied eine Stimme besaß. Im Rat des Völkerbundes saßen zunächst Vertreter von vier Nationen (Frankreich, Italien, Japan, China und anfangs auch Großbritannien), später mit Deutschland und der Sowjetunion von sechs Ländern. Nachdem 1932 die Genfer Abrüstungskonferenz scheiterte, führte die Passivität des Völkerbundes gegenüber der aggressiven Aufrüstungs- und Expansionspolitik Deutschlands, Italiens und Japans zu großem Ansehensverlust. Herbst 1933 verließen Japan und Deutschland den Völkerbund, 1937 Italien u.a. Von 1937 an gab die NSDAP immer wieder Anweisungen, den Ausdruck Völkerbund zu vermeiden, sondern statt dessen von der "Genfer Entente" zu sprechen. Sie wollte den Begriff aus dem deutschen Sprachgebrauch entfernen und auch aus dem Duden streichen lassen. Dennoch erschien der Völkerbund in der 12. Auflage des Dudens von 1941. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verschwand der Völkerbund in der Bedeutungs- und Machtlosigkeit, auch wenn er formell bis nach dem Krieg bestehen blieb. Erst nach der Gründung der Nachfolgeorganisation UN (United Nations), beschloß der Völkerbund am 18. April 1946 seine Auflösung.
Schmitz, Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus, New York 1998, S. 644 Die Zeit: Das Lexikon, Zeitverlag 2005, Bd. 15, S. 539 Benz, Wolfgang (Hg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997, S. 783
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