Rolf Hochhuth: Der Stellvertreter (Titelseite der Rowohlt-Ausgabe aus dem Jahr 1996)
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Rolf Hochhuth
Rolf Hochhuth ist ein deutscher Dramatiker, der in seiner Funktion als Schriftsteller streitbar und versiert die politische Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und aktuellen politischen Fragestellungen anregte.
Der am 1. April 1931 in Eschwege geborene Hochhuth arbeitete nach seiner Buchdruckerlehre bis 1955 in verschiedenen Buchhandlungen in Marburg, Kassel und München, nebenher war er Gasthörer an den Universitäten in Heidelberg und München. Von 1955 bis 1963 war er als Lektor im Bertelsmann-Lesering tätig und wirkte in dieser Zeit an der Herausgabe verschiedener Werksausgaben mit.
Bald wurde die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zum Schwerpunkt der Themen in Hochhuts eigenen Werken, die er mit dokumentarischen Beweis- und Belastungsmaterial anreicherte, das er in umfangreichen Recherchen zusammentrug.
Aufsehen erregte die Uraufführung von Hochhuths umstrittenen ersten Schauspiel und Gedächtnisstück „Der Stellvertreter. Ein christliches Trauerspiel“, das 1963 ein Welterfolg wurde. Das Stück befasste sich erstmals kritisch mit der Haltung des Papstes Pius XII. gegenüber dem Holocaust, weshalb seine Uraufführung in West-Berlin die bis dahin größte und weitreichendste Theaterdebatte der Bundesrepublik Deutschland auslöste und international für erhebliche Kontroversen sorgte. Hochhuth hatte darin die Frage aufgeworfen, ob Papst Pius XII. und die katholische Kirche eine Mitschuld an der Judenverfolgung in Deutschland träfe.
Seither widmete sich der Schriftsteller kritischen Fragen der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit: So untersuchte er in seinem Bühnenstück „Soldaten, Nekrolog auf Genf“ (1967) die Mitverantwortung Winston Churchills an den Luftangriffen auf die deutschen Städte im Zweiten Weltkrieg oder ging 1979 in seinem Stück „Juristen“ der Rolle ehemaliger NS-Richter in der BRD nach, wobei sein Werk die Diskussion um die Vergangenheit des Baden-Würtembergischen Ministerpräsidenten und ehemaligen Marine-Richters Hans Filbinger auslöste und dessen Rücktritt zur Folge hatte.
Neben geschichtspolitischen Stoffen wählte Hochhuth in seinen späteren Werken auch das Thema „soziale Gerechtigkeit“ und andere Probleme der Gegenwart zum Gegenstand seiner Bühnenstücke, so schilderte er beispielsweise in „Wessies in Weimar“ das Verhalten der Westdeutschen gegenüber den ehemaligen DDR-Bürgern und die Praktiken der Treuhandanstalt.
Trotz seiner früheren Sympathieerklärung für den Historiker und Holocaustleugner David Irving, die Hochhuth zu einem umstrittenen Autor machten, gilt er als maßgeblicher Anreger und Hauptvertreter des Dokumentartheaters der 60er Jahre und einer der erfolgreichsten Dramatiker in der deutschsprachigen Bühnenwelt.
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