Das Bayer-Werk in Leverkusen heute

  

Bayer AG

Die seit 1863 in Leverkusen ansässige Bayer AG ging 1925 in die IG Farben über, die bis 1945 der größte deutsche Chemiekonzern war. Seit der Neugründung der Bayer AG 1951 ist das Unternehmen wieder ein international tätiger Konzern der chemischen Industrie.

Die meisten Menschen verbinden mit dem Namen Bayer das bekannteste Medikament des Unternehmens – das 1899 erfundene Schmerzmittel Aspirin. Ursprünglich war die synthetische Farbenproduktion der Zweck des am 1. August 1863 in Wuppertal-Elberfeld von Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott gegründeten Unternehmens. Hier wurden auch weitere wichtige Medikamente erfunden (Chemotherapie, Heroin) und der erste synthetische Kautschuk entwickelt (1910). Dies machte Bayer früh zum Weltkonzern. Da die topografischen Verhältnisse Wuppertals für die erforderliche Expansion der Firma nicht ausreichten, fand Friedrich Bayers Nachfolger, der Chemiker Carl Duisberg, in Wiesdorf am Rhein einen neuen Standort – das spätere Leverkusen. 1881: Gründung der Aktiengesellschaft Bayer AG. Carl Duisberg baute die Forschung aus, zur Farbenproduktion kam die Pharmazeutische Abteilung. Seit 1905 bildete Bayer zusammen mit Agfa und der BASF eine Interessengemeinschaft. 1912 wurde Leverkusen Hauptsitz der AG, im Jahr darauf beschäftigte Bayer bereits 10 000 Mitarbeiter, u.a. auch in den im Ausland gegründeten Tochtergesellschaften.

Im Ersten Weltkrieg lieferte Bayer Giftgas. Dennoch sank der Umsatz, da die Firma einen Großteil ihrer Absätze (Rußland, USA) verlor. Da auch die anderen Firmen der Interessengemeinschaft durch den Krieg hohe Verluste erlitten hatten, entschlossen sie sich 1925 zur Fusion: Bayer übertrug sein Vermögen auf die neu gegründete IG Farbenindustrie AG (Frankfurt/M.). Das „Feder-Bosch-Abkommen“ (1933) regelte die Kooperation mit dem NS-Regime: Arisierung und Eingliederung von Chemieunternehmen steigerten den wirtschaftlichen Aufschwung der IG-Farben. Als „kriegswichtiger Betrieb“ erhielt die IG bevorzugte Rohstoffzuteilungen und Baumaterialien, Zwangs- und Fremdarbeiter sollten den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel ausgleichen. In ihren Werken Auschwitz-Monowitz, Wolfen und München setzte die AG auch KZ-Häftlinge ein (Stand 1944: 4500). Auf eigene Initiative des IG-Werks mußten auch in den Beteiligungswerken der IG-Farben sowie für den Bau des neuen Großwerks im Osten (Buna/ Treibstoffe) KZ-Häftlinge arbeiten. Die IG-Farben war maßgeblich an der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) beteiligt, die das Giftgas Zyklon B für das Massenmordprogramm der Nationalsozialisten lieferte.

1940 entwickelte Bayer das erste Tuberkulose-Mittel. Bombenangriffe nahmen immer stärker das Leverkusener Werk zum Ziel, ab 1944 stand die Arbeit im zerstörten Werk Leverkusen still. Am 14. April 1945 wurde es von den Amerikanern eingenommen, das gesamte Konzernvermögen beschlagnahmt, das Auslandsvermögen enteignet. Die führenden Manager der IG-Farben mussten sich vor einem Militärgericht der USA verantworten (I.-G.-Farben-Prozess 1947). In den Westzonen verfügte die Alliierte Hohe Kommission die Aufsplittung der IG-Farben in zwölf kleinere IG-Nachfolgegesellschaften (1951). Darunter befand sich auch die neu gegründet Bayer AG. In der SBZ wurden die Tochtergesellschaften der IG-Farben enteignet, demontiert oder (z.B. die Leuna-Werke) in Volkseigentum überführt (1953). Schnell baute das Unternehmen erneut seine Auslandskontakte auf, investierte in Forschung und Entwicklung und profitierte vom Aufschwung des deutschen „Wirtschaftswunders“.

Heute verfügt der Bayer-Konzern über 350 Gesellschaften und 93 300 Mitarbeiter (Stand: 2005). Das Wahrzeichen des Unternehmens, das Bayer-Kreuz (waagerecht und senkrecht der Schriftzug Bayer), ist noch heute an vielen größeren Standorten des Unternehmens zu sehen. Eine Stiftung zur Entschädigung der Opfer des Unternehmens scheiterte bisher jedoch am Widerstand der Liquidatoren und des Aufsichtsrates.

www.wikipedia.org
www.bayer.de
Meilensteine. 125 Jahre Bayer 1863-1988, Leverkusen 1988, S. 292 ff. (u.a.)
Die Zeit: Das Lexikon, Zeitverlag 2005, Bd. 6, S. 588