Aufstand im Warschauer Getto

Der Warschauer Getto-Aufstand war der verzweifelte, bewaffnete Widerstand der Bewohner des jüdischen Gettos von Warschau gegen die von den nationalsozialistischen Besatzern geplante „Umsiedlung“ und Vernichtung in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches.

Nachdem die Nationalsozialisten von Juli bis Oktober 1942 mehr als 300 000 Juden aus Warschau in das Vernichtungslager Treblinka deportiert hatten, beschlossen die im Getto vertretenen jüdischen Parteien, sich weiteren Deportationen gewaltsam zu widersetzen. So bildeten sie insgesamt 22 Einheiten in Stärke von etwa 1500 Männern und Frauen, die der 24jährige Mordechai Anielewicz befehligte. Heimlich besorgten sie sich Waffen und Sprengstoff vor allem über die polnische „Heimatarmee“ und bauten unter dem Vorwand, Luftschutzunterstände zu errichten, Verteidigungshilfen wie einige hundert Bunker, die mit dem Kanalisationssystem verbunden waren.

Als Januar 1943 von den noch im Getto lebenden 75 000 Juden überraschend 6500 deportiert werden sollten, wehrten sich erstmals seine Bewohner. Bei den Widerstandhandlungen wurde ein Polizeihauptmann schwer verletzt, jedoch 1171 Juden im Zuge von Gegenmaßnahmen erschossen. Nach diesem Zwischenfall beschloss die SS unter Heinrich Himmler die Auflösung und Zerstörung des Warschauer Gettos innerhalb von drei Tagen. Doch die Aufständischen nahmen die am 19. April anrückenden Truppen der deutschen Einheiten unter Feuerbeschuss, sodass sich diese zurückziehen mussten Die stets aufs Neue anrückenden SS-Einheiten wurden immer wieder von den Widerständigen erfolgreich beschossen und gezwungen, sich zurückzuziehen.

Daraufhin ließ der befehlende SS-Brigadeführer Stroop am 23. April die Häuser in Brand setzen. Das Getto wurde ein Flammenmeer. Zahlreiche Juden flüchteten sich in das Kanalisationssystem und leisteten aus den Abwässerkanälen und Kellern weiterhin Widerstand. Erst als die SS Teile der Kanalisation fluten und sprengen ließ, konnte sie den Juden schwere Verluste zufügen und den Aufstand niederschlagen. Mitte Mai gaben die letzten Überlebenden auf: Von den zu Beginn der Aktion noch im Getto lebenden 70 000 Juden wurden etwa 56 000 Juden gefangengenommen. 7 000 hiervon wurden erschossen, weitere 7 000 nach Treblinka „umgesiedelt“ und 15 000 kamen in das Vernichtungslager (Lublin-)Maidanek. Die Übrigen waren entweder gefallen oder wurden in Arbeitslager eingewiesen.

Die Verluste der Deutschen und ihrer eingesetzten Hilfswilligen (Ukrainer, polnische Polizei): 16 Tote und 90 Verwundete.

Bedürftig: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg, S. 525 f.
Zentner/ Bedürftig: Das große Lexikon des Dritten Reiches, S. 621.