Rudi Dutschke, einer der Wortführer der sog. „1968er“. Aufnahme während einer Rede im Auditorium Maximum der Freien Universität Berlin, Oktober 1967 (www.dhm.de)
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1968er
"Achtundsechziger" werden die Angehörigen der Generation von 1968 genannt, die Träger der Studentenbewegung und der außerparlamentarischen Opposition in der Bundesrepublik und Frankreich wurden. Sie gingen in die Geschichte der Bundesrepublik als eine Generation ein, die ihr Lebensgefühl in neuer und einzigartiger Art und Weise artikulierte und damit zum Katalysator eines gesellschaftlichen Umbruchs wurde.
Während die Generation der "Achtundsechziger" in der Bundesrepublik versuchte, ihre kritische und teilnehmende Stimme in den politischen und sozialen Diskurs einzubringen, war dies der gleichen Generation in der DDR nicht möglich, da es hier diesen öffentlichen Diskurs überhaupt nicht gab. Gleichwohl existierte auch hier eine Bewegung der Jahrgänge etwa von 1938 bis 1948, zu denen Namen wie Rudolf Bahro, Wolf Biermann oder Thomas Brasch zählen. Bekannte Protagonisten der Achtundsechziger in der Bundesrepublik wurden beispielsweise Rudi Dutschke oder Benno Ohnesorg. Nach der großen Koalition von CDU/CSU und SPD hatte sich hier eine Gruppe von Studenten und Jugendlichen gebildet, die ihre Meinung und Interessen beispielsweise zu der aktuellen Debatte um die Notstandsgesetze oder die Hochschulreform nicht von den Parteien vertreten sah und deshalb unter der Führung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes eine antiautoritäre Bewegung entwickelte, deren provokativen und oft auch gewaltsamen Methoden gesellschaftliche Veränderung herbeizuführen suchten. Der Höhepunkt dieser Bewegung bildete das Jahr 1968, daher auch die Namensgebung für die Generation der "Achtundsechziger".
Allen 1968ern gemeinsam war - geprägt vom Lebensgefühl und der Musik dieser Zeit - die Rebellion, die antiautoritäre Haltung, mit "Schlabberpullover" dem gesellschaftlichen Systemen, denen sie angehörten, gegenüber zu treten. Sie protestierten gegen den Vietnamkrieg und äußerten fundamentale Kritik an ihren Gesellschaftssystemen, am real existierenden Sozialismus wie an den kapitalistischen Verhältnissen. Sowohl die Achtundsechziger im Westen als im Osten gehören zur ersten Generation, die nach dem Krieg in Deutschland erwachsen wurde und sich deshalb ganz bewusst mit der Beteiligung, Schuld oder dem Tod ihrer Familienmitglieder und Eltern im Krieg auseinander setzte. Im Westen mahnten sie gegen die Gefahr eines neuen Faschismus, den sie aufkommen sahen. Im Osten protestierten sie gegen die Okkupation der CSSR und der Beendigung des Demokratisierungsprozesses durch die Truppen der UdSSR.
Die Zeit: Das Lexikon, Zeitverlag 2005, Bd. 1, S. 60, S. 625 f.
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