Germanenkult
Während der Zeit des Nationalsozialismus erlebte der Germanenkult wieder einen Aufschwung.
Die Germanen galten bereits im 19. Jahrhundert als Vorläufer deutscher Kultur und Geschichte. Diese zuerst neutrale Auffassung diente später nationalistischen Kultur- und Naturforschern als Beweis für die vermeintliche Überlegenheit der Deutschen: Die Germanen seien sowohl "rassisch" wie auch kulturell überlegen gewesen.
Die deutsche Geschichtswissenschaft entwarf die Vorstellung eines "klassischen germanischen Altertums" im Gegensatz zur griechisch-römischen Antike. Im Nationalsozialismus wurde der Germanenkult wieder belebt. Damit sollte die Verwurzelung und Volkstümlichkeit des NS-Systems betont werden.
Der Germanenkult während des Nationalsozialismus äußerte sich auf verschiedene Weise: In der Kunst kam es zu einer Hinwendung zum Monumental-Heroischen, in der Literatur zu einer Wiederbelebung von Thingspielen und in der Musik zu einer Verehrung von Wagner. Die Nationalsozialisten führten wieder angeblich germanischen Brauchtum ein (zum Beispiel die Sonnwendfeiern oder das Julfest) und bauten germanische Weihestätten.
Zentner/Bedürftig: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg, S. 186
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