Deutsche Soldaten auf dem Weg aus Frankreich nach Hause, Dezember 1940

  

"Beuteware"

Im Zweiten Weltkrieg machte das Deutsche Reich nach seiner Eroberung von u.a. Polen, Holland, Frankreich, Belgien und der Sowjetunion reichlich Beute in diesen besetzten Gebieten, die als gekaufte, „organisierte“ oder beschlagnahmte Beuteware nach Deutschland gebracht wurde.

Nach sogenanntem „Beuterecht“ ist es das Recht einer Krieg führenden Macht, sich feindliche Güter anzueignen. Dabei darf feindliches Privatgut nur bei dringender militärischer Notwendigkeit weggenommen und nur für bestimmte Zwecke beschlagnahmt werden. Von diesem Recht machten das Deutsche Reich und seine Wehrmacht reichlich Gebrauch, oft jedoch ohne sich dabei an die militärisch zwingende Notwendigkeit für die Beschlagnahmung von privaten Gütern zu halten.

Nach ihren Blitzkriegserfolgen wurden überall in Europa Unmengen an Lebensmitteln, Gebrauchtgegenständen und Luxusgütern, die teilweise im Deutschen Reich nicht mehr zu haben waren, von den deutschen Soldaten teils individuell gekauft oder geraubt, teils in regelrechten Beutezügen „organisiert“ und in Millionen von Feldpostpäckchen als Kriegsgewinn nach Hause geschickt. Die eroberten Gebiete wurden ohne Rücksicht auf die Inflation in diesen Ländern buchstäblich leergekauft. Die vielen Feldpostbriefe spiegeln wieder, dass es so gut wie nichts gab, was im Zweiten Weltkrieg nicht nach Deutschland geschickt wurde: Von Speck und Eiern, Geschlachtetem wie Geflügel, Tee und Butter etc. aus der Sowjetunion über Hering und Lachs aus Norwegen, von Hüten, Strümpfen, Schuhen, Kleiderstoffen bis über Schnaps, Tabak und Kaffee aus Frankreich.

Neben diesem individuellen Ausplündern wurde in den eroberten Gebieten in gleichem Umfang auch beschlagnahmt, „organisiert“ und konfisziert: Beutewaren gelangten durch gut organisierten, mal eher kollegialen, mal vor allem gewinnorientiertem Raub nach Deutschland und erzielten hier hohe Umsätze durch Schwarzmarkt-Handel und Tausch.

Des gleichen wurden im Zweiten Weltkrieg auch umfangreiche Beutekunst gemacht und Kulturgüter (Gemälde, Kunstgegenstände, Bibliotheksbestände, Antiquitäten usw.) aus den von Deutschland besetzten Gebieten entweder offiziell und vielerorts auch privat beschlagnahmt und in das Deutsche Reich oder Privatbesitz überführt. So besaß beispielsweise der Minister der Luftwaffe, Hermann Göring eine umfangreiche Sammlung aus geraubten Kunstgütern, wie umgekehrt nach Kriegsende eine Vielzahl deutscher Kulturgüter als Beutekunst der Sieger in die Sowjetunion gebracht wurde, die sich teilweise bis heute noch in russischem Besitz befinden.

Die Zeit: Das Lexikon, Bd. 2, S. 166.
Aly, Götz: Hitlers Volksstaat, S. 132 ff. u.a.