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"Russenlager"
Wie viele Kölner Unternehmen beschäftigte auch die Ford AG in Köln-Niehl im Dritten Reich eine große Zahl Zwangsarbeiter, die in einem werksnahen Barackenlager untergebracht waren.
Die deutsche Filiale des amerikanischen Automobil-Konzerns Ford in Köln wurde während des Nationalsozialismus groß. Dabei setzte sie stets auf Anpassung an das NS-Regime. Der ständig steigenden Produktion konnte auch der Kriegsbeginn nichts anhaben, im Gegenteil: Neben Daimler-Benz und Opel gehörte die Ford AG zu den wichtigsten LKW-Lieferanten für die deutsche Wehrmacht. Der amerikanische Konzern mauserte sich zur kriegswichtigen und daher von den Nazis bevorzugt behandelten Produktionsstätte. Dazu gehörte auch, dass Ford Zwangsarbeiter bei sich beschäftigte, die den Arbeiterschwund aufgrund der Einberufung zur Wehrmacht ausgleichen sollte: Die Zahlen schwanken um 2500 Zwangsarbeiter bei einer Beschäftigungszahl von insgesamt 5000 Ford-Arbeitern.
Untergebracht wurden sie in einem Barackenlager, das sich in unmittelbarer Nähe zum Firmengelände befand und das größte Zwangsarbeiterlager in Köln gewesen sein dürfte. Das Lager wurde aufgrund des hohen Anteils an „Ostarbeitern“ bei Ford auch „Russenlager“ genannt. Viele der Zwangsarbeiter waren noch Jugendliche, als sie aus der Heimat nach Köln verschleppt wurden. Wer sich auch nur geringer „Vergehen“ schuldig gemacht hatte, erhielt eine Haftstrafe – das Gefängnis befand sich vor Ort im „Russenlager“. Diejenigen, die versucht hatten, zu fliehen und dabei wieder aufgegriffen wurden, kamen in „Arbeitserziehungs“- oder Konzentrationslager.
Seit August 1944 unterhielt Ford auch ein eigenes Kommando des Konzentrationslagers Buchenwald. Das KZ-Kommando „Köln-Ford“ kam mit 50 Häftlingen und einer SS-Bewachung von 16 Mann an und wurde gleichfalls in einer Baracke nahe der Ford-Werke untergebracht. Schwere Arbeit, unzureichende Verpflegung und die harten Lagerbedingungen führten dazu, dass viele Zwangsarbeiter erkrankten und verstarben. Auf dem Kölner Westfriedhof sind mehrere im Lager der Ford-Werke verstorbene Menschen beerdigt. Februar 1945 musste auch Ford seine Produktion einstellen und brachte die meisten Zwangsarbeiter auf die rechte Rheinseite. Das KZ-Kommando kehrte wegen „Feindnähe“ nach Buchenwald zurück. Im Werk verblieben noch 290 ZwangsarbeiterInnen, die am 22. März 1945 von den Amerikanern befreit wurden.
www.nadir.org/nadir/archiv/Antifaschismus/ Themen/Zwangsarbeit/ZwangFord.html
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