Henry Philippe Pétain

Der französische Marschall und Politiker Philippe Pétain war in der Vichy-Regierung im Zweiten Weltkrieg Chef des unbesetzten Süden Frankreichs und versuchte in dieser Funktion mit Deutschland zusammenzuarbeiten.

Geboren am 24. April 1856 in Cauchy-la-Tour, war Henry Philippe Pétain im Ersten Weltkrieg zunächst als General Führer eines Korps. Seit er 1916 die Verteidigung Verduns geleitet und im Jahr darauf den Oberbefehl über das französische Heer erhalten hatte, wurde er 1918 zum Marschall ernannt und genoss als „Sieger von Verdun“ über die Deutschen erhebliches Ansehen in Frankreich.

So holte ihn der französische Ministerpräsident nach dem deutschen Angriff auf Frankreich am 10. Mai 1940 als nationale Symbolfigur ins Kabinett. Zunächst stellvertretender Ministerpräsident, übernahm Pétain nach dem Fall von Paris am 16. Juni diesen Jahres selbst das Amt des Ministerpräsidenten. In dieser Funktion schloss er am 22. bis 24. Juni 1940 den Waffenstillstand mit Deutschland und Italien, wurde von der französischen Nationalversammlung im Vichy des unbesetzten Süden zum Oberhaupt des „État Français“ ausgerufen und mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet.

In seiner Regierungszeit verfolgte Pétain einen Doppelkurs: Einerseits arbeitete er begrenzt mit Deutschland zusammen, andererseits versuchte er sich zu verweigern. So gelang es ihm zwar, Frankreich aus Hitlers Kriegsplänen herauszuhalten, auf der anderen Seite ließ er die Werbung von Freiwilligen „gegen den Bolschewismus“, Geiselerschießungen und die Deportation der in Frankreich lebenden Juden geschehen.

Innenpolitisch versuchte er unter dem Motto: „Arbeit, Familie, Vaterland“ einen Ständestaat aufzubauen, entließ alle ehemaligen Politiker der III. Republik und suchte die wirtschaftlichen Folgen der deutschen Besatzung und des Krieges zu mildern. Vergeblich kämpfte er jedoch um die Freilassung der französischen Kriegsgefangenen in Deutschland.

Da Pétains Haltung zu Deutschland und sein Doppelspiel für viele Franzosen als Kollaboration galt, war das Rachebedürfnis ihm gegenüber nach Kriegsende groß. Nachdem er von den Deutschen bei Kriegsende zunächst nach Belfort und Sigmaringen gebracht wurde, stellte er sich am 24. April 1945 den französischen Behörden. Der Prozess gegen ihn endete am 15. August 1945 mit dem Todesurteil, wurde jedoch aufgrund seines hohen Alters nicht mehr vollstreckt, so dass Pétain sein Lebensende in Festungshaft auf der Insel Yeu verbrachte, wo er am 23. Juli 1951 starb.

Zentner/ Bedürftig: Das große Lexikon des Dritten Reiches, S. 441 f.
Bedürftig: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg, S. 375.