Ampfing

Mühldorf-Ampfing war eines der beiden großen Außenlager des Konzentrationslagers Dachau.

Dachau war das erste Konzentrationslager, das 1933 auf Befehl von Heinrich Himmler nahe der Ortschaft Dachau errichtet wurde, um politische Gegner des NS-Regimes zu inhaftieren und damit zum Modell- und Musterlager wurde. In den Kriegsjahren gewann die Arbeitskraft der Häftlinge an Bedeutung für die deutsche Kriegswirtschaft, weshalb ab 1942 ein weitverzweigtes Netz von Außenlagern und Kommandos aufgebaut wurde, in denen bis zu 37 000 Häftlinge nahezu ausschließlich für die Rüstungsproduktion arbeiten mussten. Neben dem größten Außenkomplex von Dachau mit 11 Lagern bei Landsberg am Lech entstand im Raum Mühldorf (Ampfing) in Ostbayern das zweite Außenlager.

Im Waldlager V in Ampfing gab es sowohl ein Männerlager mit etwa 2000 Häftlingen und ein Frauenlager mit ungefähr 250 inhaftierten Frauen. Der größte Teil der Häftlinge bestand aus ungarischen, aber auch griechischen, französischen und italienischen Juden, des weiteren wurden in Ampfing auch russische, polnische, deutsche und serbische „Arier“ inhaftiert. Die wenigen nichtjüdischen Frauen unter ihnen waren für Funktionsaufgaben wie Küchendienste zuständig, die jüdischen Frauen und Männer mussten Schwerstarbeit bei der Errichtung der Rüstungsanlage „Weingut I“ verrichteten.

Diese halbunterirdische Betonanlage diente der deutschen Jagdflugzeugherstellung, die dezentralisiert und zunehmend unter die Erde verlagert werden sollte. Aus diesem Grund wurden zu natürlichen Höhlen und Tunnels auch neue halbunterirdische Betonanlagen gebaut. Die Bunker-Baustelle bei Mühldorf am Inn, wo die Häftlinge von Ampfing arbeiten mussten, wurde mit der Tarnbezeichnung „Weingut I“ benannt.

Zusätzlich wurden die Häftlinge des KZ Außenlagers Ampfing auch für Ausbesserungsarbeiten an den Mühldorfer und Kraiburger Bahnhöfen herangezogen. Neben der körperlichen Schwerstarbeit u.a. auch in einer Zementfabrik forderten auch die unzureichende Ernährung, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Misshandlungen und Folter sowie die nicht existierende medizinische Versorgung viele Todesopfer unter den Häftlingen.

Ende April 1945 wurden die beiden Außenlager Ampfing und Landsberg vor den heranziehenden Alliierten evakuiert – bei den Märschen kam eine heute nicht mehr feststellbare Zahl der Häftlinge ums Leben. Viele derjenigen, die das Kriegsende überlebten, waren aufgrund der Folgen ihrer KZ-Haft lebenslange Invaliden.

Benz/ Graml/ Weiß: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 412 ff., 703.
www.geschichtswerkstatt.de/situation.html
www.geschichtswerkstatt.de/kzallg.html