Otto Sander während einer Aufführung im Kölner Kabarett „Kolibri“ um 1930
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Otto Sander
Der Schauspieler Otto Sander gründete 1930 das Kabarett Kolibri in Köln.
Otto Sander wurde am 10. Februar 1893 in Brühl-Kierberg geboren. Ab 1896 lebte er mit seiner Familie in Köln und machte dort eine Ausbildung zum Schauspieler. Im Ersten Weltkrieg wurde Sander schwer am Kopf verletzt und musste deswegen seine Arbeit als Schauspieler aufgeben. Nun wurde er Spielleiter und gründete mehrere Bühnen. Als Journalist war er für Zeitungen und den Westdeutschen Rundfunk als Sprecher tätig.
Zusammen mit Martin Dey gründete er 1930 das Kabarett Kolibri, ein Kollektiv von zahlreichen Schauspielern und Kabarettisten. Otto Sander organisierte die Gruppe, schrieb die Texte und führte Regie. Das Kabarett Kolibri war sehr erfolgreich, nicht zuletzt aufgrund des Engagements Sanders.
Otto Sander stand politisch auf der Seite der Sozialdemokratie; 1930 trat er der SPD bei. Die künstlerische Arbeit Otto Sanders war immer von seiner politischen Einstellung und seiner kritischen Haltung an den gesellschaftlichen Zuständen geprägt. Dies führte nicht nur zu Konflikten mit dem Wirt des Lokals, in dem das Kabarett auftrat, sondern auch mit anderen Mitgliedern des Ensembles – die Truppe spaltete sich 1931. 1932 beendete Sander seine Arbeit beim Kabarett. In den Dreißiger Jahren war er bei verschiedenen Rundfunksendern tätig.
Als Sander 1941 wieder als Schauspieler begann, wurde von der nationalsozialistischen „Fachschaft Bühne“ seine politische Zuverlässigkeit in Frage gestellt. Auch beanstandete sie seine Homosexualität. Doch da die Gestapo ihm dies weder nachweisen konnte noch ihn als politisch belastet ansah, blieb Otto Sander verschont.
1954 wollte Otto Sander das Kabarett Kolibri mit einem jungen Ensemble neu ins Leben rufen. An der Premiere konnte er, da er schwer krank war, aber schon nicht mehr teilnehmen. Otto Sander starb am 2. Juli 1954 in Köln.
Müller, Jürgen: Das Kabarett Kolibri 1930-1933 in Köln, S. 85-88.
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