"Arierparagraph" als Numerus Clausus
Als „Arierparagraphen“ bezeichnet man antijüdische Bestimmungen, die Juden aus dem Wissenschafts- und Berufsleben ausschlossen.
Während des Dritten Reichs schlossen die Nationalsozialisten nach und nach jüdische Bürger und solche, die die Nazis als „jüdisch“ bestimmten, aus dem öffentlichen Leben und aus dem Berufsleben aus. Zu diesem Zweck mussten so genannte „Ariernachweise“ eingereicht werden.
Mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 legten die Nazis eine erste juristische Grundlage des „Arierparagraphen“. „Nichtarische“ Beamten wurden mit wenigen Ausnahmen entlassen; als „nichtarisch“ galt jeder, der einen jüdischen Eltern- oder Großelternteil hatte.
Die Ausgrenzung von „Nichtariern“ wurde mit Berufsverboten und Beschränkungen immer mehr ausgedehnt. Noch im April 1933 begrenzte das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ den Zugang jüdischer Studenten an den Universitäten auf einen gewissen Prozentsatz. Eine solche zahlenmäßig beschränkte Zulassung nennt man Numerus Clausus. Antijüdische Bestimmungen in den Prüfungsordnungen erschwerten jüdischen Studenten zudem den Abschluss; Stipendien und andere Vergünstigungen galten nicht mehr für jüdische Studenten. Auch alle jüdischen Wissenschaftler an den deutschen Universitäten wurden bis 1938 entlassen.
Der „Arierparagraph“ traf Juden in allen Bereichen: Rechtsanwälte, Ärzte, Angestellte im öffentlichen Dienst und Beschäftigte im kulturellen Leben sind einige Beispiele. Nach dem Wehrgesetz von 1935 war die „arische Abstammung“ auch Voraussetzung für den Wehrdienst.
Mit den „Nürnberger Gesetzen“ vom September 1935 machten die Nationalsozialisten aus diesen antijüdischen Bestimmungen ein Verfassungsgesetz. Juden galten nun als Staatsbürger zweiter Klasse, die nun auch offensiv aus dem Wirtschaftsleben verdrängt wurden. Der Arierparagraph war eine erste Stufe der nationalsozialistischen Judenverfolgung, die in der Vernichtung der Juden, der so genannten „Endlösung“ endete.
Benz, Wolfgang/Graml, Hermann/Weiß, Hermann (Hg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 2001, S. 373 f. Gutman, Israel u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, München/Zürich 1998, S. 48 f; 78
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