Weltbolschewismus

Das antisemitische Stereotyp des „Weltbolschewismus“ ist Teil des Mythos einer „jüdischen Weltverschwörung“.

Bereits vor 1933 identifizierte die antisemitische Propaganda die Juden mit dem Bolschewismus. Der Internationalismus, von den Nationalsozialisten als „undeutsch“ und „vaterlandslos“ diffamiert, wurde als Teil einer „jüdischen Weltverschwörung“ dargestellt. Der Begriff des „internationalen Judentums“ gehörte fest zum NS-Vokabular.

Die Verschwörungstheorie, nach der sich die Juden zur Erringung der Weltherrschaft verschworen hatten, war nicht nur in Deutschland ein propagandistisches Mittel. Der amerikanische Autohersteller und Antisemit Henry Ford brachte in den 1920er Jahren die gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion“ in Umlauf, die diesen Mythos viel Nahrung gaben.

Gleichzeitig wurde behauptet, die bolschewistische Revolution in Russland sei von eben diesem „internationalen Judentum“ organisiert worden. Hitler sah im Bolschewismus ein Mittel des Judentums, die Weltherrschaft zu erlangen. Mit dem antisemitischen Stereotyp des „Weltbolschewismus“ konnten die Nationalsozialisten ihre Hauptstoßrichtung, den Antisemitismus, mit dem Antibolschewismus verknüpfen. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, die Juden gleichzeitig auch als internationale Kapitalisten – „internationales Weltfinanzjudentum“ - darzustellen.

Zentner, Christian/Bedürftig, Friedemann (Hg.): Das große Lexikon des Dritten Reiches, München 1985, S. 81
Schmitz-Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin 1998