Hungerdemonstrationen 1946/1947

Am 27. März 1947 zogen 5000 Metallarbeiter, darunter die Belegschaft der Deutzer Westwaggon AG, vor dem Kölner Rathaus, um gegen die katastrophale Ernährungslage zu protestieren.

Die Lage der Kölner Bevölkerung, insbesondere der Arbeiter, war in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht gut. Große Teile des Stadtgebietes waren zerstört und die Lebensmittelversorgung funktionierte nicht richtig. Zu der schlechten Versorgungslage kamen noch Rationskürzungen hinzu, die besonders die Arbeiter belasteten, so dass es 1946/47 in Köln zu Hungerprotesten und Streiks kam.

Am 12. November 1946 traten die Arbeiter der Deutzer Westwaggon AG für einige Stunden in Streik. Grund für die Arbeitsniederlegung war die schlechte Brotversorgung. Schon im Sommer 1946 hatten Untersuchungen ergeben, dass das Gewicht der schwer arbeitenden Männer bei der Westwaggon AG unter dem Durchschnitt lag. Auch in anderen Firmen wurde gestreikt.

Die Behörden versprachen, die Versorgungslage zu verbessern, konnten dies aber nicht einhalten; im Frühjahr 1947 wurden wieder die Brot- und Fettrationen gekürzt. Am 24. März streikte die Westwaggon-Belegschaft ein weiteres Mal; andere Belegschaften schlossen sich ihr an. Drei Tage später zogen 5000 Metallarbeiter, darunter die Arbeiter der Westwaggon, vor das Kölner Rathaus, um dem Oberbürgermeister ihre Forderungen vorzutragen.

Weitere Demonstrationen folgten, doch die katastrophale Versorgung der Bevölkerung verbesserte sich nicht. Die tägliche Ration sank im Sommer auf unter 800 Kalorien. Deswegen streikten die Arbeiter der Westwaggon AG im Januar 1948 wieder; doch erst im Zuge der Währungsreform im Juni 1948 verbesserte sich die Lage der Bevölkerung.

Billstein, Reinhold (Hg.): Das andere Köln. Demokratische Traditionen seit der Französischen Revolution, S. 403-436