Cesare Orsenigo

  

Cesare Orsenigo

Cesare Orsenigo war während der NS-Zeit als Nuntius - d.h. als diplomatischer Vertreter des Vatikans im Botschafterrang - in Berlin. Sein Auftreten gegenüber den NS-Machthabern war zurückhaltend, seine spärlichen Proteste gegen die Politik des Regimes erfolglos.

Cesare Orsenigo wurde am 13. Dezember 1873 am Comer See in Oberitalien geboren. Er studierte Theologie in Mailand, wo er 1896 zum Priester geweiht wurde und anschließend als Kaplan und Pfarrer wirkte. 1912 wurde er in Mailand Domherr. Er engagierte sich im sozialen Bereich und ließ in den Arbeitervierteln Sozialstationen bauen. Orsenigo war persönlich mit Papst Pius XI. befreundet, dem er auch 1922 seine Ernennung zum Nuntius in Den Haag zu verdanken hatte. 1925 wechselte er nach Ungarn,1930 nach Berlin.

Während der NS-Zeit verweilte Orsenigo, dem eine gewisse Nähe zum Faschismus und eine starke Arglosigkeit gegenüber dem Nationalsozialismus, aber auch eine sehr zurückhaltende Persönlichkeit nachgesagt werden, in weitgehender Untätigkeit. Im Auftrag von Papst Pius dem XII., der ein wesentlich kühleres Verhältnis zu ihm hatte als sein Vorgänger, traf er zweimal persönlich mit Hitler zusammen: Im Mai 1939 setzte er sich für eine Konferenz der Großmächte ein, um den nahenden Weltkrieg zu verhindern. Im November 1943 traf er den Diktator abermals, um sich für die verfolgten Juden einzusetzen. Beide Treffen blieben erfolg- und ergebnislos.

Orsenigo, der während des Krieges immer mehr in Bedeutungslosigkeit und Einsamkeit versunken war, floh im Februar 1945 vor der heranrückenden Roten Armee aus Berlin nach Eichstätt. Dort starb er - fast vollständig in Vergessenheit geraten - am 1. April 1946.

[nach: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XXI, Spalten 1136-1140]