Jungmädel während einer Sammlung für das Winter-Hilfswerk (Propagandafoto)
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Winterhilfswerk (WHW)
Bereits 1931/32 hatten sich auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise private wie staatliche Stellen versucht, in einem „Winterhilfswerk“ die größte Not durch Sammlung von Geld, Lebensmitteln, Kleidung und Brennstoff und deren Verteilung an Bedürftige zu lindern.
Die NSDAP griff diese Idee auf, indem Hitler dem Leiter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), Erich Hilgenfeldt, Sommer 1933 den Auftrag erteilte, ein mit „WHW“ abgekürztes „Winterhilfswerk“ ins Leben zu rufen. Am 13. September 1933 wurde zur ersten derartigen reichsweiten Aktion aufgerufen. Diese vorgeblich an das Solidaritätsgefühl appellierende Nothilfeaktion sollte schnell sichtbare Erfolge im Kampf gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit vorweisen. Entsprechend groß war der die Aktion begleitende propagandistische Aufwand, der das Werk als „Sozialismus der Tat“ pries. Die beträchtlichen Einnahmen des WHW, allein in den ersten fünf Jahren seiner Existenz wurden rund 2,5 Milliarden RM zusammengetragen, setzten sich aus Spenden von Firmen und Organisationen, aus Erlösen von Haus- und Straßensammlungen sowie aus Lohn- und Gehaltsabzügen zusammen.
Trotz aller „Freiwilligkeit“ wurde vielfacher Druck und Zwang auf Unwillige ausgeübt, um sie zu Spenden zu bewegen. Teil der Haussammlungen war auch der „Eintopfsonntag“. Obwohl die Zahl der Bedürftigen im Zuge des Rückgangs der Arbeitslosigkeit schnell abnahm, wurde das Winterhilfswerk im Sinne der Erziehung zu Opferbereitschaft und für die Finanzierung anderer Aufgaben der NSV, beispielsweise des „Hilfswerks ‚Mutter und Kind’“, beibehalten. Auch andere Parteiorganisationen wie die Hitler-Jugend oder der „Lebensborn“ wurden mit diesen Geldern unterstützt, während anderen, allerdings aus rassistischen Gründen ausgegrenzten Bedürftigen jede Unterstützung versagt blieb.
Die mit dem Ausbau des WHW einhergehende Bürokratisierung überdeckte bald die zunächst durchaus spürbare Aufbruchstimmung. Außerdem mündete die allgegenwärtige Spendenbelästigung der diversen Sammelaktionen mehr und mehr im Überdruss und dämpfte die Geberfreudigkeit deutlich.
[nach: Benz/Graml/Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 807, und Bedürftig: Lexikon III. Reich, S. 425]
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