Pater Laurentius Siemer

  

Laurentius Siemer

Dominikaner-Pater, der 1932 zum Provinzial der deutschen Dominikaner gewählt und deren inhaltliche wie organisatorische Entwicklung bis 1946 verantwortlich blieb und dabei häufig in Gegensatz zum NS-Regime geriet


Pater Laurentius wurde am 8. März 1888 als Josef Bernhard Siemer im oldenburgischen Elisabethfehn geboren. Nach Volksschule und Privatunterricht besuchte trat er Ostern 1903 in die Obertertia des Gymnasiums in Vechta ein. Nach dem Abritur trat Siemer im Juni 1908 in den Dominikanerorden ein, wo er den Namen Laurentius erhielt. Nach dem Studium von Philologie und Geschichte, das er 1920 mit dem Staatsexamen abschloss, wurde er zum Rektor der Ordensschule in Vechta ernannt.

1932 wurde Laurentius Siemer zum Provinzial der deutschen Dominikaner gewählt, eine Position, die er bis 1946 inne hatte. Mit einer der ersten Amtshandlungen richtete er das Studienhaus der Dominikaner in Walberberg ein.

Nach 1933 ließ er es durchaus auf Konfrontationen mit den NS-Machthabern ankommen. Im Frühjahr 1935 wurde das Provinzialat in Köln von der Gestapo durchsucht, Unterlagen beschlagnahmt und Siemer schließlich am 9, April des Jahres verhaftet und in den „Klingelpütz“ eingeliefert. Im Rahmen der berüchtigten „Devisenprozesse“ wurde er zu 15 Monaten Haft verurteilt, nach gewonnenem Berufungsprozess im Januar 1936 jedoch aus der Haft entlassen.

Auch danach und insbesondere während des Krieges äußerte er sich regimekritisch. Im November 1941 kam er mit dem organisierten Widerstand in Berührung und schloss sich dem Kölner Widerstandskreis um das Ketteler-Haus, später auch jenem um Goerdeler in Berlin an. Nach dem 20. Juli 1944 drohte Siemer die Verhaftung, der er in letzter Sekunde entgehen konnte, um danach im Oldenburgischen unterzutauchen.

Nach Kriegsende gründete er mit Eberhard Welty die Zeitschrift „Die neue Ordnung“ und wurde insbesondere durch seine Rundfunk- und Fernsehauftritte breiten Schichten bekannt. Seine letzten Jahre verbrachte Siemer im Kölner Kloster St. Andreas, wo er am 21. Oktober 1956 starb.

[nach: Ockenfels]