Günther Schwarz
Der am 26. August 1928 geborene Günther Schwarz wurde am 10. Oktober 1944 verhaftet und war einer der beiden Jüngsten unter den teilweise noch minderjährigen 13 deutschen Opfern des 10. November 1944, der sog. „Steinbrück-Gruppe“, die am Bahndamm in der Ehrenfelder Hüttenstraße ohne Gerichtsurteil öffentlich hingerichtet wurden.
Günther Schwarz und sein Bruder Wolfgang hatten bereits früh zahlreiche Schicksalsschläge zu verkraften: Sie hatten einen jüdischen Vater, dem es zwar 1935 gelang, in die Niederlande zu emigrieren, der aber später verhaftet und in Auschwitz ermordet wurde. Im gleichen Jahr starb die Mutter, so dass Günther und sein zwei Jahre älterer Bruder Wolfgang bei ihrem Großvater Franz Spitzley in Ehrenfeld aufwuchsen. Der Haushalt wurde von einer Tante geführt, die im kommunistischen Widerstand aktiv war. Günther besuchte nach der israelitischen Schule die allgemeine Volksschule und lernte Dreher.
Im Haus seiner Großeltern Schönsteinstraße 7 verkehrten 1944 aber nicht nur kommunistische Widerstandskämpfer, sondern zeitweise auch Hans Steinbrück, der als geflohener KZ-Häftling zunächst das Vertrauen der Gruppe genoss. Günther Schwarz kann als Beispiel für jene Jugendliche gelten, die von dem gerade 24jährigen draufgängerischen Steinbrück fasziniert waren, der mit ihnen Völkerball, Karten und Mundharmonika spielte und spannende Abenteuergeschichten erzählte. Gerade Jugendliche, denen die Väter fehlten, lehnten sich eng an ein solches Vorbild an.
Bald jedoch wurde der unvorsichtige und abenteuerlich auftretende Steinbrück gemieden und auch die beiden Schwarz-Brüder vor dem weiteren Umgang gewarnt. Dem jüngeren Günther, der nach wie vor von Steinbrück fasziniert war und ihm die – fälschlich verstandene – Treue hielt, fiel dies jedoch sehr schwer. Nachdem beide Waffen für Steinbrück „organisiert“ hatten, fiel Günther in die Hände der Gestapo und wurde am 10. November 1944 hingerichtet. Sein älterer Bruder überlebte eher zufällig, er konnte vor der Gestapo gewarnt werden und sich rechtzeitig durch Evakuierung in Sicherheit bringen.
Sonderausstellung „Von Navajos und Edelweißpiraten“, Materialsammlung NS-Dokumentationszentrum
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