Das Zuchthaus in Siegburg

  

Zuchthaus Siegburg

Nach dreijähriger Bauzeit wurde am 22. November 1896 das Zellengefängnis Siegburg-Brückberg mit den ersten Häftlingen belegt. Während das Haus I für männliche Gefangene vorgesehen war, wurde in dem zweiten Gebäude, dem Haus II, ein Frauengefängnis errichtet.

Die Gebäude, während des Ersten Weltkriegs auch als Kriegsgefangenenlager genutzt, wurden nach dem Krieg von der englischen Armee beschlagnahmt und bis zur Freigabe im Jahr 1921 als Kaserne genutzt. In den Jahren 1923 bis 1926 diente das Haus II der französischen Besatzungsmacht als Gefängnis. Nach einer Neuorganisation führte die Anstalt seit dem 1.4.1936 die Bezeichnung „Zuchthaus Siegburg“. Die Umstrukturierungen hingen mit der zunehmenden Zahl an politischen Gefangenen zusammen, denn in Siegburg wurde ein Schwerpunkt für politische Gefangene gebildet. Die am häufigsten vertretenden Straftaten waren so genannte „Rundfunkverbrechen“, also das Abhören von „Feindsendern“, „Hochverrat“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“. Nach dem Kriegsbeginn am 1.9.1939 wurde das Zuchthaus zunehmend mit ausländischen Gefangenen, in erster Linie Niederländer und Luxemburger, aber auch Franzosen, Belgier und Polen belegt. Die jüdischen Häftlinge, häufig wegen „Rassenschande“ verurteilt, wurden im Laufe des Jahres 1942 in die nationalsozialistischen Vernichtungslager deportiert.

Im Laufe des Krieges verschärfte sich die Situation in dem Gefängnis. Die Verpflegung wurde knapper und die Überbelegung immer extremer. Im Sommer 1944 waren in den, für 700 Gefangene errichteten Gebäuden, vorübergehend 3500 Menschen untergebracht.

Kurz vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen am 9. April 1945 gelang es den Häftlingen, sich selbst zu befreien.

Nach verschiedenen Umbauten werden die Gebäude heute sowohl als Jugend- als auch als Erwachsenengefängnis genutzt.

Neufeind, Wolfgang (Hrsg.); 100 Jahre Gefängnis Siegburg – Strafvollzug im Wandel der Zeit; Siegburg 1996